Der Segen der erhabenen Hlûthar, Lutisana und Thalionmel sei mit Euch,
Nach über einem
Jahr unter dem Banner und der Führung der erhabenen Leuin hat unsere
Unternehmung nunmehr ein Ende gefunden. Genaueren Bericht über den
Fall Ilsurs und unsere Maßnahmen zur Befestigung dieser letzten Bastion
wider den Daimonenmeister werde ich Euch an anderer Stelle erstatten. Es
soll genügen, daß die große Leuin, unsere zornige Herrin
RONdra uns den Sieg geschenkt hat!
Nun aber fällt
mir die traurige und doch unvermeidliche Pflicht zu, über unsere Verluste
und den Zustand der Truppe Bericht zu geben. Es war der Wille der Herrin,
mich am Leben zu erhalten um diese bittere Frucht meines Sieges selbst
zu kosten. Ich hoffe, Sie wird mir gestatten an anderem Ort, zu anderer
Zeit jenes Opfer zu geben, daß so viele meiner Gefährten ohne
zu zögern unter meiner Führung brachten.
Die Festung von Ilsur,
Burg Klippenstein, ist in unserer Hand und wird selbst gegen eine überwältigende
Übermacht zu halten sein. Unsere Geschütze beherrschen den Hafen,
so daß auch der Nachschub geregelt ist. Die heilende Kraft der PERraine
hat viele von uns, deren Wunden andererorten den sicheren Tod bedeutet
hätten, gerettet. Die Stimmung in der Truppe ist nüchtern. Zwar
trauert man über die gefallenen Gefährten, aber der Sieg hat
die Männer und Frauen mit Zuversicht erfüllt, daß die Leuin
uns aus dieser finsteren Zeit geleiten wird. Auch der Hain der Ruhe, das
Heiligtum der PERraine, ist gesichert und unter unserer Kontrolle. Mittlerweile
ist die erste Bireme aus Perricum eingetroffen, mit fast einem Banner*
Freiwilliger an Bord. Solange es solche Kämpen auf Aventurien gibt,
wird der zwölfmal verfluchte Borbarad niemals siegen können!
Komme was will, mit RONdras Hilfe und PERraines Segen werden wir Ilsur
halten, bis die schwarze Flut getilgt ist.
Von den ursprünglichen
fast fünf Bannern, die den Schwertzug begonnen haben, ist gerade noch
eines geblieben. Alle haben schwere Verwundungen davongetragen, manche
sogar Gliedmaßen verloren. Dennoch werden sie nicht wanken. Wer jetzt
noch übrig ist hat alle Schrecken gesehen, die die Niederhöllen
selbst zu bieten haben. Ich habe Koanim Adlerkralle von Rickenbach den
Ritterschlag erteilt; ebenso auch der Laienschwester der Ardariten, Hela.
Sie haben es sich härter verdient als die meisten, denen ich den Ritterschlag
bisher erteilte. Ihr Beispiel gibt mir Mut und Vertrauen in jene, die nach
mir kommen werden um RONdras Banner hochzuhalten.
Von jenen, die sich
vor einigen Wochen von uns getrennt haben um nach Beilunk in Sicherheit
zu ziehen, habe ich mittlerweile Nachricht, daß sie durchgekommen
sind. Einige von ihnen haben den Marsch nicht überlebt, andere sind
- und werden - von ihren Wunden wohl nicht mehr genesen. Von den fast Vierzig,
die den Marsch begannen, haben gerade zwei Dutzend Beilunk erreicht.
Beinahe ein komplettes
Banner gilt als vermißt: jene, die von ihren Patrouillen nicht mehr
zurückgekehrt sind; jene, die auf besonderen Missionen verschwanden;
und jene, die an einem abgeschiedenen Winkel des Schlachtfeldes kämpften
und über deren Schicksal wir nichts wissen. Ich fürchte, daß
man nur den Wenigsten Überlebenschancen einräumen kann - wenn
von den Fünfzig mehr als ein Dutzendnoch am Leben ist, ist es ein
Wunder. Und doch fühle ich, weiß ich, daß wenigstens eine
Handvoll der Verschwundenen mittlerweile in Sicherheit ist, RONdra sei
gepriesen!
Für viele aber
ist die einzige Sicherheit, die sie zu erwarten haben, der Tod geblieben.
Ich bete jeden Tag, daß unsere Gefallenen Gefährten den Weg
in RONdras, BORons oder auch SWAfnirs Hallen gefunden haben, denn es war
ihr Blut, mit dem die Geschichte dieses Sieges geschrieben wurde. Einhundert
tapfere Männer und Frauen, gut die Hälfte von denen, die - allen
Umständen zum Trotz - mit mir gezogen sind, um Borbarad die Stirn
zu bieten, werden nie mehr heimkehren.
Ich blicke über
das Schlachtfeld und sehe so viele, die zu engen Vertrauten geworden sind,
in ihrem Blute liegen. Ich sehe Leichen, die so zugerichtet sind, daß
einzig ihre Waffe mir noch Aufschluß darüber gibt, wer sie einmal
waren. Ich werde ihr Opfer nie vergessen und versuchen, mich ihres Vertrauens,
ihres Andenkens würdig zu erweisen. Doch so traurig mich ihr Tod auch
macht, er erfüllt mich auch mit Stolz. Sie wußten, wofür
sie starben; wußten, was auf dem Spiel stand - und dank ihres Opfers
haben wir unser Ziel erreicht!
Alles weitere werde
ich Eurer Erhabenheit berichten, wenn wir uns wiedersehen. Die Herrin RONdra
hat uns ihre Gnade erwiesen, hat uns gezeigt, daß wir nicht alleine
stehen. Der Weg wird schwer sein und doch zweifle ich nicht mehr daran,
daß die Stunde des Daimonensultans bald schon kommen wird. Denn RONdra
ist mit uns, solange wir mit RONdra sind!
Ich verbleibe bis zum Erhalt neuer Befehle Euer treuer Diener,
Rondrasil Löwenbrand